Freitag, 1. Oktober 2010

Verkehr in einer Millionenstadt

Viel Neues gibt es immer noch nicht von der Uni. Der Streik dauert an und keiner weiß so genau wie sich das entwickeln wird. Auch die anderen Austauschstudenten wissen in den meisten Fällen nicht mehr viel zu tun. Einige holen noch Hausarbeiten nach, aber wie gesagt, ein Großteil hat jetzt einfach Urlaub. 
Deshalb gibt es von mir vorerst auch nur Posts zur Stadt. Diesmal zum öffentlichen Nahverkehr. 

Im Wesentlichen gibt es hier 3 Transportmöglichkeiten: Subte (U-Bahn), colectivo (Busse) und Taxi. Taxi zähle ich deshalb dazu, da sie sehr günstig sind, in enormer Anzahl auftauchen und tatsächlich genutzt werden wie öffentliche Verkehrsmittel. Für eine Fahrt im Taxi durch die halbe Stadt (Kernstadt: Flores - Microcentro) zahlt man im schlimmsten Fall, also bei vielen Staus, AR$ 40 (8€). Im Normalfall kann man von einem innerstädtischen Preis von AR$ 25 ausgehen. Tatsächlich also sehr günstig.
Eine Alternative auf der Straße sind die Busse. Es gibt erstmal zwei verschiedene Systeme, die normalen Busse und die Schnellbusse, ohne auf die Überlandbusse einzugehen. Die Schnellbusse sind aber längst nicht so präsent wie die normalen Busse. In jeder noch so kleinen Straße finden sich "Haltestellen" an denen die Busse im 5-Minutentakt halten. Haltestellen in Anführungsstrichen, weil der Begriff eigentlich nicht wirklich korrekt ist. Im Wesentlichen gibt es nur eine Nummer der Buslinie an der Hauswand oder ein unscheinbares Haltestellenschild. Außerdem ist es nicht selbstverständlich dass die Busse halten. Möchte man mit einem Bus fahren, muss man ihn erstmal per Handzeichen auf sich aufmerksam machen. Oftmals klappt das aber auch nicht, weil die Busse in der Regel viel zu schnell unterwegs sind. Ich würde sogar behaupten, dass die Busse die schnellsten Autos auf den Straßen sind. Dementsprechend ist es auch ein kleines Abenteuer mit den colectivos zu fahren. Ich nutze sie kaum, weil ich selten sitzen kann, die Busse aber zu klein für mich sind um zu stehen und ich im wesentlichen keinen Halt finde. Ein weiteres Mysterium ist das System zum Aussteigen. Haltepunkte werden nicht angesagt und auch nicht angezeigt. Man muss also selbst sehr gut bescheid wissen wann man aussteigen muss, und rechtzeitig auf sich aufmerksam machen. Zu den Stoßzeiten (7-10 und 15-17 Uhr) kann das schon schwierig werden, da die Busse dann meist bis zum letzten Platz voll sind. Ein gutes Argument für die Busse ist allerdings der Preis. Eine Fahrt kostet zwischen AR$ 1,10 und 1,25. Damit kommt man dann eigentlich auch überall hin.
Mein Liebling ist aber die U-Bahn. Die nutze ich jeden Tag um zu meinem Sprachkurs zu kommen oder einfach in der Stadt umher zu fahren. Eine einzelne Fahrt kostet AR$ 1,10 und damit kommt dann auch an alle wichtigen Punkte. Aber, es gibt nicht allzu viele Linien in Buenos Aires. Insgesamt 7 Linien, von denen sich 5 fächerförmig vom Zentrum ausbreiten über die Stadt. Die Subte wird, zumindest an den wichtigen Linien, gerade massiv ausgebaut, was dann auch starke Effekte auf die jeweiligen Stadtviertel hat. So ist mein Wohngebiet erst vor Kurzem an die Linie A, die erste Metrolinie in Buenos Aires nach Pariser Vorbild auf der sogar heute noch die alten Züge fahren, angeschlossen worden. Damit hat sich das ganze Viertel sehr zum positiven entwickelt, da es durch die Metro möglich wurde sehr schnell ins Zentrum zu kommen. Zum Vergleich, ich brauche mit einem Taxi/Bus ins Zentrum etwa 50 Minuten, mit der U-Bahn aber nur 20. Außerdem ist sie auch die preiswerteste Variante in die Stadt zu kommen. Eine weitere Besonderheit ist die Beleuchtung in den Tunneln. Es ist wirklich sehr ungewohnt während der Fahrt das gesamte U-Bahnnetz zu sehen. 

Auf der täglichen Basis aber, unterscheidet sich die Öffentlichen hier nicht so sehr von denen in Deutschland. Lediglich die vielen Verkäufer in der Subte sind erstmal ungewohnt. Aber praktisch, wenn man das Frühstück ausgelassen hat, kann man es bestimmt in der U-Bahn nachholen. Es sei denn man ist eben in der Rushhours unterwegs. Die Züge sind dann so voll, dass die Leute sich bis zum Schließen der Türen in die Wagen pressen, bis man sich wie Fisch in der Dose fühlt. Mein Rekord liegt bei 5 verpassten Zügen. Es war einfach unmöglich noch in die U-Bahn rein zu kommen. Manchmal schließen die Türen aber auch erst gar nicht und die U-Bahn fährt einfach so los. Insgesamt also schon ein kleines Abenteuer.

Weitere Informationen (Spanish) gibt es hier und hier.

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